Der Preis der Pressefreiheit - Die US-Medien mussten sich für die Demokratie einsetzen - "Wir finden raus, wer du bist und wo du wohnst"

 

Editorial

Der Preis der Pressefreiheit

Kurz vor Ostern erhielt die Luzerner Journalistin Jana Avanzini gute Nachrichten vom Bundesgericht (Foto: Christian Brun/Keystone). Ihre Berufung war angenommen und ihre Verurteilung durch die Luzerner Justiz aufgehoben worden. Avanzini war wegen Hausfriedensbruchs verurteilt worden, weil sie für eine Reportage für das Online-Medium Zentralplus eine von Aktivisten besetzte ehemalige Villa im Zentrum von Luzern betreten hatte.

Auch wenn das Bundesgericht die Verurteilung eher aus formalen als aus inhaltlichen Gründen aufhob, begrüsst RSF Schweiz dieses Urteil mit grosser Zufriedenheit. Unsere Organisation war sehr schnell zu der Überzeugung gelangt, dass die Strafverfolgung der Journalistin eine Bedrohung der Pressefreiheit darstellt. Jana Avanzini wurde nämlich angeschuldigt, weil sie ihren Auftrag zur Informationsbeschaffung ausgeführt hatte. Sie war mit professioneller Gewissenhaftigkeit vorgegangen und hatte sich die Zeit genommen, vor Ort die Protagonisten zu treffen: eine Grundlage journalistischen Handwerks. Der Unterstützungs- und Solidaritätsfonds von RSF Schweiz beschloss, sie finanziell zu unterstützen, indem er sich mit 5000 Franken an den Kosten des Berufungsverfahrens vor dem Luzerner Kantonsgericht beteiligte.

Denis Masmejan, Generalsekretär Reporter ohne Grenzen (RSF) Schweiz

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Journalismus und Medien nach vier Jahren Trump-Präsidentschaft

«Die US-Medien mussten sich für die Demokratie einsetzen»

In den Vereinigten Staaten haben Journalismus und Medien die vier Jahre Trump-Präsidentschaft nicht unbeschadet überstanden (Foto: AFP). Im Interview analysiert RTS-Journalist Jordan Davis, schweizerisch-amerikanisch Doppelbürger und Kenner der USA, diese aussergewöhnliche Periode sowohl in Bezug auf die amerikanische Demokratie wie auch auf die Rolle, die die Medien darin spielen müssen - in einem Umfeld, das durch das Chaos der Social Media im Umbruch ist.

RSF Schweiz: Wie steht es um die Pressefreiheit und die amerikanischen Medien nach vier Jahren der Trump-Präsidentschaft?

 Jordan Davis: Die Pressefreiheit wurde stark angegriffen. Sie wurde selbst im Weissen Haus angegriffen, das Journalisten vom Briefing-Room ausschloss, indem es ihnen die Akkreditierung entzog. Mit dieser Entscheidung hat die Trump-Regierung den Rubikon überschritten. Die Justiz musste intervenieren, um die Situation wiederherzustellen. In der Folge hat das Weisse Haus nicht mehr auf Fragen geantwortet, die bei den Pressekonferenzen gestellt wurden, und hat Journalisten angegriffen, die unbequeme Fragen stellten. Der Informationswert der Pressekonferenzen ging gegen Null. Die Pressesprecher haben die Reporter angelogen. Sie waren dort, um Donald Trump zu gefallen und eine Show zu veranstalten, indem sie Journalisten beleidigten. Diese fragten sich, ob es noch einen Sinn habe, an den Pressekonferenzen teilzunehmen.

Camille Lanci, Projektleiterin RSF Schweiz

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Agressionen gegen Journalisten

«Wir finden raus, wer du bist und wo du wohnst»

Shitstorms, Beleidigungen, Drohungen und gar Übergriffe: Medienschaffende werden ihrer Arbeit wegen manchmal massiv angegriffen. Das ist nicht neu. Neu ist aber, dass diese Angriffe mit der Corona-Pandemie viel aggressiver und viel häufiger geworden sind. RSF Schweiz hat einige Journalistinnen und Journalisten nach ihren Erfahrungen gefragt.

«Das Virus sind die Medien» - das stand auf Plakaten, die mehrere Personen anlässlich der Demonstrationen gegen die Corona-Massnahmen in Liestal und Altdorf mit sich trugen. Offenbar fühlen sich zunehmend mehr Leute legitimiert, gegen dieses «Virus Medien» vorzugehen, nicht nur mit kritischen Einwänden, sondern auch mit Beschimpfungen und Drohungen. Manche gehen noch weiter: In Altdorf wurde ein Team von 20 Minuten bedrängt und bedroht (Foto: Keystone-SDA), es wurde sogar ein Stein geworfen. Und in Liestal schlug ein Kundgebungsteilnehmer einem jungen Fotografen die Faust ins Gesicht und verletzte ihn.

Bettina Büsser, Koordinatorin Deutschschweiz von RSF Schweiz

 

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